Lexicon LXP-15II

Extraklasse

Mit dem 480L produzierte Lexicon 1986 ein Hallgerät, das unangefochten über mehrere Jahre als Referenz in der digitalen Raumsimulation galt. Es kostete soviel wie ein Kleinwagen, aber erzeugte einen so unglaublich dichten und natürlichen Raum, dass man sich heute fragen muss, wie das im digitalen Mesozoikum überhaupt möglich war. Es ist klar, dass sich so eine Investition nur grössere und professionelle Studios leisten konnten, aber die Homerecording Kundschaft aussen vor blieb. LXP15 Front So erschien in den 90ern die preiswerte LXP Serie und damit auch das Flaggschiff LXP-15II welches nur etwas mehr als 2000 sFr. kostete und den legendären Lexiconsound ins Studio zauberte.

Raumbedarf

In der Musikproduktion ist die Zufügung des Raumeindruckes eine sehr knifflige Angelegenheit, wenn der Raum da ist, sollte man ihn nicht wahrnehmen aber wenn er weg ist sollte er fehlen. Trotz dieses geringen Anteils an Klangsubstanz, ist der Raumanteil ein entscheidender Faktor in der Wahrnehmung von Geräusch und Musik. LXP15 im StudioMan klatsche einmal auf freiem Schneefeld und einmal in einer Kirche in die Hände, so erscheint das Klatschen in der Kirche deutlich lauter obwohl immer der gleiche Pegel vorliegt. Das kleinste Schallereignis verrät die Umgebung, selbst mit geschlossenen Augen. Die Raumreflexionen können ein Schallereignis aufwerten aber auch zugrunde richten, so ist es nicht verwunderlich, dass seit jahrhunderten grossen Wert auf die Akkustik in Theatern und Konzertsälen gelegt wird.

Klang

Mit dem LXP-15II ist man beim Erstellen von Raumabbildungen äusserst erfolgreich. So hat man nie das Gefühl der Hall sei aufgesetzt oder angehängt, sondern er verbindet sich in homogener Weise mit dem Grundsound. Es ist zugegebenerweise schon verwunderlich, dass dieser Effekt mit modernen Hallplugins viel schlechter erreichbar ist als mit dieser alten Kiste.

Funktionalität

Der LXP-15II wird zwar als Multieffektprozessor bezeichnet, erzeugt aber bei jedem Algorithmus eine Räumliche Note. Er bietet die bescheidene Auswahl an fünf Algorithmen: Delay/Reverb, Pitch/Delay, Gate, Plate und Chorus Delay. Bei jedem Algorithmus sind die wichtigsten Parameter einstellbar wie Verzögerungszeiten, Raumgrösse, Diffussität und Mischverhältnisse. Trotz der übersichtlichen Parameterauswahl ist es gar nicht so trivial, die richtigen Einstellungen zu finden, denn ähnlich wie im echten Leben kann eine künstliche Akkustik den Klang positiv wie negativ beeinflussen. So ist es manchmal beeindruckend, was eine Veränderung der Raumgrösse, oder die Verringerung der Ausschwingzeit im Klang bewirken können.

Bedienung

Die Bedienung am Gerät ist angenehm übersichtlich gestaltet, so wählt man mit einem gut beschrifteten Drehregler eine der 16 Displayseiten aus, die jeweils bis zu fünf Parameter beeinhalten. Trotz diesem komfortablen Konzept, kann ich auch beim LXP zum Bau eines Editors raten. Es sind doch meistens mehr als 30 Parameter pro Alghorithmus am Start, da ist der Ueberblick nur mit einem Editor gewährleistet, der imstande ist alle Parameter gleichzeitig darzustellen.LXP15Editor

Man geht automatisch viel intuitiver bei den Klangeinstellungen vor und wagt sich auch an die Patch Optionen heran, die wiederum viele Klangvariationen beherbergen. Grundsätzlich ist es auch immer toll "total recall" fähig zu sein, indem man die Einstellungen des Editors gleichzeitig mit dem DAW - Projekt speichern und wieder laden kann, so ergänzen sich die Vorteile der Soft - und Hardware Anwendung vorzüglich.